Andacht zum 17. April 2020

Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.

Matthäus 26,41

Das Bilderbuch zum neuen Testament. So wird oft das Alte Testament genannt, weil es zu den eigentlich abstrakten Begriffen der Lehren des Neuen Testaments Geschichten und Beschreibungen liefert, durch die sie uns erklärt und verdeutlicht werden.

Solche Begriffe sind Gehorsam, Geduld, Wachsamkeit, Treue, Hingabe, Liebe, Barmherzigkeit und noch viele mehr, dazu auch jeweils deren Gegenteil, also: Ungehorsam, Ungeduld usw.

Wenn wir z. B. wissen wollen, was Gehorsam bedeuten kann, so lesen wir in 1. Mose 22, dass Abraham seinen einzigen Sohn opfern sollte. Am Ende brauchte er es nicht zu tun; aber erst, als er zu diesem Opfer bereit war.

Und wenn man wissen möchte, was Gott unter Geduld versteht, so hat er uns das im Buch Hiob beschrieben. Genauso sehen wir, was Wachsamkeit ist, wenn Abraham in der Hitze des Tages am Eingang seines Zeltes Wache hält oder wenn David seine Herde vor Raubzeug bewacht. Unzählig sind die Beispiele für treue und untreue Menschen, wenn wir nur an Mose und Uria, aber auch an Absalom und Gehasi denken.

Es ist derselbe Geist, der in den Schreibern des Alten und des Neuen Testaments wirksam war, so dass alle zusammen ein Buch wie aus einem Guss geschrieben haben.

Gott zeigt uns im Alten Testament die gleichen moralischen Grundsätze wie im Neuen. Er bleibt sich immer treu und wir tun gut daran, ihn und seinen Willen auch im Alten Testament kennen zu lernen. Dabei werden wir immer wieder auf Bilder und Vergleiche stoßen, die die Fähigkeiten und die Tugenden der Menschen weit übersteigen. Dann redet Gott nämlich von seinem Sohn, dem einzig Vollkommenen.

Christen wissen durch Gottes Wort, die Bibel, dass ihr menschliches Vermögen begrenzt ist und dass sie insbesondere in Krisen die Hilfe Gottes benötigen. Unser Tagesvers gibt eine Aufforderung Jesu wieder, die unsere Situation treffend beschreibt:

Wir wollen gerne das Beste erreichen, werden dabei aber mit unserem Unvermögen konfrontiert. Wachsamkeit dazu gehört Gehorsam, Geduld und das Gebet und Kraft »von oben«, um der Erprobung standzuhalten, werden dieser Situation aus christlicher Sicht am ehesten gerecht.

Wenn man also bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit herausgefordert wird, wie es in der Coronakrise offenbar viele an ihre Grenzen stoßen, sollte man vielleicht einmal diese Möglichkeit des Gebets erwägen – anstatt vorschnell irgendwelchen falschen Informationen zu glauben bzw. sie weiterleitet.

Wir wünschen euch einen gesegneten Tag

Räumlich getrennt im Geiste verbunden.

Eure Pastoren

„Seht, welch ein Mensch!“

Mir wurde einmal eine Frage gestellt:

  • Warum hatte Jesus im Garten Gethsemane gebeten: dass wenn es der Wille des Vaters ist, dass er den Kelch nicht trinke, so möge doch der Kelch an ihm vorübergehen.
  • Hatte Jesus Angst?
  • Er war doch auf die Erde gekommen um zu sterben.

Beim Nachdenken über diese Frage wurde mir nochmal ganz bewusst: Jesus war ganz Mensch. Jesus war ein Mensch, wie wir, mit Fleisch und Blut. Wegen der menschlichen Angst und dem Flehen schreibt der Hebräerbrief

Dieser hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit lautem Rufen und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte, und ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen.

Hebräer. 5, 7

In Philipper 2, 7. steht „er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen“

Gott wurde Mensch: Jesus war Gott und Mensch. Er hat die Göttlichkeit nicht abgegeben, sondern nur eine Zeit lang die äußere Gestalt Gottes abgelegt.

Er wurde geboren auf dieser Erde als Mensch. Er lebte auf dieser Erde unter Menschen. Er hatte Bedürfnisse, wie alle Menschen. Er hat sogar den menschlichen Tod, wie alle anderen Menschen, geschmeckt. Dabei starb er nicht für seine eigene Sünden, sondern für die Sünden der Menschheit.

Einmal gab es eine Begegnung, wo derjenige sich wundern musste, was für ein Mensch Jesus sei.

Das steht in Johannes 19,5:

Nun kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und den Purpurmantel. Und er spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!“

Pilatus wohnte in Cäsarea. Das Passahfest stand vor der Tür. Jerusalem war überfüllt, und es konnte jederzeit zu Unruhen kommen. Pilatus kam in dieser Zeit mit Soldaten nach Jerusalem, um für Ordnung zu sorgen. Bei solcher Menschenansammlung konnte es sehr leicht zur Unruhe kommen. In der Zeit seines Offenthals in Jerusalem wohnte Pilatus im Prätorium, dem alten Palast, der von Herodes dem Großen erbaut war.

Und tatsächlich: es kam bei der Vorbereitung zum Passah zum Aufruhr und eine große Menge führte einen Gefangenen zum Prätorium. Pilatus musste sich also die Sache anhören, sich selber für etwas entscheiden und das Urteil sprächen.

Als Statthalter lag die endgültige Entscheidung allein bei ihm. Er war niemandem verantwortlich, es sei denn, der Angeklagte legte Berufung vor dem Kaiser in Rom ein.

Dennoch stellte er sorgfältige Nachforschungen an. Die Anklage der Priester lautete, Jesus habe den Anspruch erhoben, ein König zu sein; das aber war gleichbedeutend mit Verrat am Kaiser, und somit Hochverrat.

Aber Pilatus durchschaute die Sache schnell: hier war List, Hass und Neid im Spiel. Aus römischer Sicht hatte Pilatus also keinen Grund Jesus zu verurteilen. Doch die Juden drangen auf ihn ein.

Und da kam noch etwas:

„Als er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute im Traum seinetwegen viel gelitten!

Matt. 27, 19

Jetzt musste er sich aber selber entscheiden:

Da kam Jesus heraus

Auf einen Wink von Pilatus führten die Soldaten Jesus heraus.

Nicht mehr mit Begeisterung schauen sie auf Jesus. Er ist jetzt nicht der Wundertäter, sondern der Angeklagte. Er, der die Welt schuf, der der Ursprung der Schöpfung ist wird von seiner Schöpfung angesehen, angeklagt und verurteilt.

Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht. Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht.

Jes. 53, 2-3

Und trug die Dornenkrone und den Purpurmantel.

Eine Spotfigur tritt auf die Bühne. Die Dornenkrone auf dem Haupt. Der Purpurmantel hängt auf seinen Schultern und bedeckt den geschundenen Leib und die Wunden. Jesu Körper war geschwollen, verunstaltet und blutüberströmt.

Pilatus führte Jesus als eine geschlagene und mitleiderregende Gestalt vor, in der Hoffnung, dass die Leute Jesus freigelassen sehen wollten.

Seht, welch ein Mensch! rief er aus. Pilatus präsentiert Jesus auf theatralische Weise nach seiner Folterung durch die Soldaten.

Das ist doch kein König, den Rom fürchten müsste? So sieht der Menschen Sohn aus, wenn er in Hände der Menschen kommt. So hat es Jesus selber vorausgesagt.

Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen ausgeliefert werden“

Matt. 17,22

Seht, der Mensch!

Liebe Gemeinde – welch eine seltsame Botschaft kommt da über die Lippen des mächtigen römischen Prokurators?

Auspeitschen war eine unbarmherzige, grausame römische Strafe, die oft zum Tode führte. Der Körper des Bestraften wurde in Stücke zerrissen.

Es gab schon mal einen Menschen, der auf Jesus hinwies ,dabei aber was ganz anderes sagte:

Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinweg nimmt“

Joh. 1,29

Dieser Mensch, Jesus, war also das Lamm Gottes und er trug jetzt – stehend vor Pilatus und nachher am Kreuz – die Sünden der Menschen. Das ist also der vollkommene Mensch, das Lamm Gottes.

Paulus beschreibt es so:

Der erste Mensch (Adam) ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch (Jesus) ist der Herr aus dem Himmel.

1. Kor. 15, 47

Der vollkommene Mensch, der ohne Sünde war. Er kam vom Himmel. Er ging in den Himmel. Nur durch ihn kommt man in den Himmel.

Was hat Pilatus zum Staunen über Jesus gebracht?

„Siehe, der Mensch.“ sagte er

Es ist schwer festzustellen, ob er das im Spott, in Sympathie oder ohne jede Gefühlsregung sagte.

Seht her, was für ein armseliger Mensch, was für eine Jammer­gestalt! Und der soll ein König sein? Und der soll gefährlich sein? Hilflos ist er, am Boden zerstört, am Ende seiner Kraft!

Seht, welch ein Mensch!

Pilatus hat Jesu nicht verstanden. Weil er der Wahrheit nicht glaubte. Jesus ist die Wahrheit.

Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zer­schlagen; die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Jesaja 53,5
  • Was bringt dich bei Jesus zum Staunen?
  • Hast du Jesus verstanden?
  • Wenn ja, wofür würdest du danken, wenn du an Jesus denkst.
  • Kannst du für das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi danken?

„Seht, welch ein Mensch!“