„Seht, welch ein Mensch!“

Mir wurde einmal eine Frage gestellt:

  • Warum hatte Jesus im Garten Gethsemane gebeten: dass wenn es der Wille des Vaters ist, dass er den Kelch nicht trinke, so möge doch der Kelch an ihm vorübergehen.
  • Hatte Jesus Angst?
  • Er war doch auf die Erde gekommen um zu sterben.

Beim Nachdenken über diese Frage wurde mir nochmal ganz bewusst: Jesus war ganz Mensch. Jesus war ein Mensch, wie wir, mit Fleisch und Blut. Wegen der menschlichen Angst und dem Flehen schreibt der Hebräerbrief

Dieser hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit lautem Rufen und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte, und ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen.

Hebräer. 5, 7

In Philipper 2, 7. steht „er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen“

Gott wurde Mensch: Jesus war Gott und Mensch. Er hat die Göttlichkeit nicht abgegeben, sondern nur eine Zeit lang die äußere Gestalt Gottes abgelegt.

Er wurde geboren auf dieser Erde als Mensch. Er lebte auf dieser Erde unter Menschen. Er hatte Bedürfnisse, wie alle Menschen. Er hat sogar den menschlichen Tod, wie alle anderen Menschen, geschmeckt. Dabei starb er nicht für seine eigene Sünden, sondern für die Sünden der Menschheit.

Einmal gab es eine Begegnung, wo derjenige sich wundern musste, was für ein Mensch Jesus sei.

Das steht in Johannes 19,5:

Nun kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und den Purpurmantel. Und er spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!“

Pilatus wohnte in Cäsarea. Das Passahfest stand vor der Tür. Jerusalem war überfüllt, und es konnte jederzeit zu Unruhen kommen. Pilatus kam in dieser Zeit mit Soldaten nach Jerusalem, um für Ordnung zu sorgen. Bei solcher Menschenansammlung konnte es sehr leicht zur Unruhe kommen. In der Zeit seines Offenthals in Jerusalem wohnte Pilatus im Prätorium, dem alten Palast, der von Herodes dem Großen erbaut war.

Und tatsächlich: es kam bei der Vorbereitung zum Passah zum Aufruhr und eine große Menge führte einen Gefangenen zum Prätorium. Pilatus musste sich also die Sache anhören, sich selber für etwas entscheiden und das Urteil sprächen.

Als Statthalter lag die endgültige Entscheidung allein bei ihm. Er war niemandem verantwortlich, es sei denn, der Angeklagte legte Berufung vor dem Kaiser in Rom ein.

Dennoch stellte er sorgfältige Nachforschungen an. Die Anklage der Priester lautete, Jesus habe den Anspruch erhoben, ein König zu sein; das aber war gleichbedeutend mit Verrat am Kaiser, und somit Hochverrat.

Aber Pilatus durchschaute die Sache schnell: hier war List, Hass und Neid im Spiel. Aus römischer Sicht hatte Pilatus also keinen Grund Jesus zu verurteilen. Doch die Juden drangen auf ihn ein.

Und da kam noch etwas:

„Als er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute im Traum seinetwegen viel gelitten!

Matt. 27, 19

Jetzt musste er sich aber selber entscheiden:

Da kam Jesus heraus

Auf einen Wink von Pilatus führten die Soldaten Jesus heraus.

Nicht mehr mit Begeisterung schauen sie auf Jesus. Er ist jetzt nicht der Wundertäter, sondern der Angeklagte. Er, der die Welt schuf, der der Ursprung der Schöpfung ist wird von seiner Schöpfung angesehen, angeklagt und verurteilt.

Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht. Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht.

Jes. 53, 2-3

Und trug die Dornenkrone und den Purpurmantel.

Eine Spotfigur tritt auf die Bühne. Die Dornenkrone auf dem Haupt. Der Purpurmantel hängt auf seinen Schultern und bedeckt den geschundenen Leib und die Wunden. Jesu Körper war geschwollen, verunstaltet und blutüberströmt.

Pilatus führte Jesus als eine geschlagene und mitleiderregende Gestalt vor, in der Hoffnung, dass die Leute Jesus freigelassen sehen wollten.

Seht, welch ein Mensch! rief er aus. Pilatus präsentiert Jesus auf theatralische Weise nach seiner Folterung durch die Soldaten.

Das ist doch kein König, den Rom fürchten müsste? So sieht der Menschen Sohn aus, wenn er in Hände der Menschen kommt. So hat es Jesus selber vorausgesagt.

Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen ausgeliefert werden“

Matt. 17,22

Seht, der Mensch!

Liebe Gemeinde – welch eine seltsame Botschaft kommt da über die Lippen des mächtigen römischen Prokurators?

Auspeitschen war eine unbarmherzige, grausame römische Strafe, die oft zum Tode führte. Der Körper des Bestraften wurde in Stücke zerrissen.

Es gab schon mal einen Menschen, der auf Jesus hinwies ,dabei aber was ganz anderes sagte:

Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinweg nimmt“

Joh. 1,29

Dieser Mensch, Jesus, war also das Lamm Gottes und er trug jetzt – stehend vor Pilatus und nachher am Kreuz – die Sünden der Menschen. Das ist also der vollkommene Mensch, das Lamm Gottes.

Paulus beschreibt es so:

Der erste Mensch (Adam) ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch (Jesus) ist der Herr aus dem Himmel.

1. Kor. 15, 47

Der vollkommene Mensch, der ohne Sünde war. Er kam vom Himmel. Er ging in den Himmel. Nur durch ihn kommt man in den Himmel.

Was hat Pilatus zum Staunen über Jesus gebracht?

„Siehe, der Mensch.“ sagte er

Es ist schwer festzustellen, ob er das im Spott, in Sympathie oder ohne jede Gefühlsregung sagte.

Seht her, was für ein armseliger Mensch, was für eine Jammer­gestalt! Und der soll ein König sein? Und der soll gefährlich sein? Hilflos ist er, am Boden zerstört, am Ende seiner Kraft!

Seht, welch ein Mensch!

Pilatus hat Jesu nicht verstanden. Weil er der Wahrheit nicht glaubte. Jesus ist die Wahrheit.

Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zer­schlagen; die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Jesaja 53,5
  • Was bringt dich bei Jesus zum Staunen?
  • Hast du Jesus verstanden?
  • Wenn ja, wofür würdest du danken, wenn du an Jesus denkst.
  • Kannst du für das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi danken?

„Seht, welch ein Mensch!“

Andacht zum 03. April 2020

Guten Morgen liebe Gemeinde,
Lieber Bruder und liebe Schwester,

Wir möchten auch heute wieder gemeinsam den Tag mit Fasten und Beten verbringen. Es geht heute um die persönliche Wachsamkeit und um das anhaltende Gebet. Diese beiden gehören zusammen. Jesus nennt sie in Kombination (Markus 13, 33) ebenso wie Paulus in Epheser 6, 18.

Persönliche Wachsamkeit

Jesus selbst gibt uns auch die Begründung, warum wir wachen sollen. In Matthäus 26, 41 sagt Jesus: Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!” Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Damit wir nicht in Versuchungen kommen, sollen wir wachen! Wir meinen, wir schaffen das auch durch eigene Kraft. Doch Jesus sagt hier ganz klar, dass wir es vom Geist her wollen, aber unser Fleisch schafft dies nicht. Darum ist es so wichtig, wachsam zu sein.

Er gibt uns auch einen Hinweis, wie wir wachen können. In 1. Petrus schreibt Petrus, dass wir “nüchtern und wach” sein sollen, denn unser Widersacher geht umher. Er beschreibt hier auch genau dasselbe wie Jesus. Hier ist auch gemeint, dass der Teufel uns versuchen möchte und uns zu Fall bringen möchte. Deshalb sollen wir nüchtern und wach sein!

Anhaltendes Gebet

Wir können uns die Frage stellen, was ein anhaltendes Gebet ist? Wie ist das gemeint? In Epheser 6, 18 (die Waffenrüstung des Christen) steht:

…indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen, …

In den Versen davor beschreibt Paulus die Waffenrüstung, die ein Christ haben sollte und im Anschluss daran sagt er, dass es wichtig ist “zu jeder Zeit” im Gebet zu sein und zu wachen. Was bringt einem Soldaten die beste Waffenrüstung, wenn er schläft? – Gar nichts. Er kann sie gar nicht einsetzten. Oder was nützt die ganze Rüstung, wenn der Soldat nach kurzer Zeit schon müde ist und sich nicht wehren kann? Ausdauer ist das Stichwort. Wir müssen täglich trainieren, um Ausdauer zu bekommen.

Georg Müller (1805 – 1898) berichtete einmal am Ende seines Lebens über seine Erfahrungen mit anhaltendem Gebet:

»Der wichtige Punkt ist, niemals aufzugeben, bis die Antwort kommt. Ich habe 52 Jahre lang jeden Tag für zwei Männer gebetet, Söhne eines Jugendfreundes von mir. Sie sind bis jetzt noch nicht bekehrt, aber sie werden es! Wie könnte es anders sein? Es gibt das unveränderliche Versprechen vom Herrn, und darauf vertraue ich. Der große Fehler der Kinder Gottes ist, dass sie nicht beständig weiterbeten … Wenn sie irgendetwas wünschen zu Gottes Ehre, sollten sie beten, bis sie es bekommen!«

Georg Müller (1805 – 1898)

Was war das Ergebnis dieses ausdauernden Gebetes?

Der eine Sohn bekehrte sich knapp vor dem Tod Müllers, der andere Sohn knapp danach.

Ausdauer bedeutet auch: Anhaltend und mit Entschlossenheit. Auch wir sollen genauso anhaltend und ausdauernd im Gebet sein. Nicht mutlos werden, sondern glauben, dass Gott mein Gebet erhören wird.

Fürbitte für:

  • Ärzte und Pflegepersonal in den Krankenhäusern
  • Politiker und Regierung die richtigen Entscheidungen zu treffen

So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen,  für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit;  denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter,

1 .Timotheus 2, 1-3

Wir werden im Wort Gottes aufgefordert für alle Menschen und auch für die Regierung Fürbitte zu tun. Sie sind von Gott eingesetzt. Auch sie sind in seiner Hand. Sie sind seine Werkzeuge, genauso wie Kyrus der König von Persien damals im Alten Testament ein heidnischer König, Gottes Werkzeug war und die Israeliten dazu aufforderte, den Tempel wieder aufzubauen und auch noch mitfinanzierte (nachzulesen in 2. Chronik 36, 22-23). Das sollte uns immer wieder bewusst sein: Gott hat sie eingesetzt und er kann sie so gebrauchen, wie er es vorgesehen hat. Er hat die Menschen zu einem ganz bestimmten Zweck an diese Position gestellt.

Gerade in dieser Zeit, in der immer mehr Menschen aufgrund der Pandemie krank werden, sollten wir für die Ärzte und Pflegepersonal bitten. Sie brauchen die Kraft, sich auf die Patienten zu konzentrieren und nicht selber in Panik zu verfallen. Wir bekommen es ja in den Medien mit, wie die Krankenhäuser in Italien und Spanien kaum mit den ganzen kranken Leuten fertig werden und das Pflegepersonal bis zur Erschöpfung arbeitet.

Aktuell ist es bei uns hier in Deutschland noch vergleichsweise ruhig, doch die Nervosität steigt und man erwartet, dass in den nächsten Tagen und Wochen die Krankenzahlen noch steigen werden. Daher sind sie auf unsere Gebete und unsere Fürbitte vor Gott angewiesen. Gerade weil viele von ihnen keine persönliche Beziehung zu Gott haben.

Auch die Regierung braucht unsere Gebete. Sie haben die Aufgabe, die Leute in diesem Land zu schützen. Auch wenn es aktuell so scheint, dass wir Freiheit einbüßen müssen, so ist es doch zu unserem Schutz. Gott sagt, wir sollen uns der Regierung unterordnen, sonst kommt das Urteil über uns. (Römer 13, 2)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen gesegneten Freitag, den wir im Gebet und Fasten verbringen!